Aufbruch zu neuen Horizonten in Australien

  26.05.2017 Möhlin, Persönlich, Sport, Porträt, Unteres Fricktal

Von Lukas Müller

Im Restaurant sitzt er mir gegenüber und schaut nachdenklich in die Welt. Für Scott Chipperfield, den man bei uns liebevoll Scotty nennt, beginnt bald ein gänzlich neues Kapitel. Ein neuer Lebensabschnitt liegt vor ihm. Grosse Pläne hat er geschmiedet. Aber diese Pläne passen weniger zur Schweiz als zu Australien. Blenden wir zurück: 2012 hat der beliebte Mittelfeldspieler nach einer Riesenkarriere beim FCB aufgehört mit dem aktiven Fussball. In der Folge hat er so einiges ausprobiert um beruflich neu Fuss zu fassen. Im australischen Wollongong war er einst als Fussball spielender Busfahrer unterwegs gewesen. Doch in diesen Job wollte und konnte er nach dieser langen Pause nicht mehr zurück. So versuchte er sich in der Region Basel als Trainer mit Nachwuchsfussballern. Leider kamen zu wenige Kids in seine Scotty’s Soccer School. «Ich habe jeden Monat Geld verloren», kommentiert er. Als nächstes wagte er einen Ausflug in die Welt des Fitness-Sports. In Möhlin fand er einen Geschäftspartner. Doch einfach nur täglich im Kraftraum zu hocken, das war für ihn dann auch nicht das Wahre. Was tun also? Die Option hiess für Scotty Australien. In seiner ganzen Zeit hier in der Schweiz war er als waschechter «Aussie» stets mit seiner Heimat in Kontakt geblieben. Down Under ist für den heute 41-jährigen nach wie vor wichtig. In Wollongong ist er aufgewachsen. Das Gebiet kennt er wie seine Westentasche. Hier wohnen alle seine nahen Verwandten: Seine Eltern, die beiden Schwestern, Onkel, Tanten und Cousins. Nicht zu vergessen ist auch die grosse Zahl von Freunden, die er zum Teil seit über 30 Jahren kennt.

 

Wichtige Entscheidung

Natürlich ist die jetzige Situation für Scott Chipperfield nicht einfach. In Basel ist er stadtbekannt. Wo immer er hinkommt, wird er wie ein alter Freund begrüsst. Seine Glanztaten in Meisterschaft, Cup und Europacup sind unvergessen. Einmal FCB – immer FCB. Aber mit der Suche nach einem Job tat sich die FCB-Legende schwer. Jetzt hat sich Scott entschlossen, seinen Lebensmittelpunkt nach Australien zu verlegen. Natürlich hat er sich diese schwere Entscheidung reiflich überlegt. Pros und Contras hat er miteinander verglichen. Alles hat er sorgfältig abgewogen. Sein Fazit: «Es ist kompliziert». Denn jetzt kommen vor allem die Kinder ins Spiel. Liam (13 – Junior beim FC Basel) und Naven (9 – Junior beim FC Rheinfelden) bleiben in Rheinfelden, bei ihrer Mutter Stefanie. Scott hat mit seinen Söhnen schon gesprochen. Aber ob die beiden die ganze Tragweite seiner Reise erkannt haben, ist derzeit noch offen. Liam hat die neue Situation auf jeden Fall begriffen. Er hat das Ganze äusserlich ruhig aufgenommen. Mit dem Jüngeren, mit Naven, werden noch einige erklärende Gespräche nötig sein. Gewiss, es gibt Skype und Facetime. Aber diese technischen Hilfsmittel können den direkten familiären Kontakt nicht ersetzen. Angedacht ist, dass Scott sicher das eine oder andere Mal mit dem Flugzeug besuchsweise in die Schweiz reisen wird.

 

Neue Pläne

In seinem Heimatland hat Scott Chipperfield einige Projekte in petto. Unter anderem könnte er dort eine U-14-Mannschaft übernehmen. Verschiedene Vereine haben angeklopft. Sicher ist, dass er ins Beratergeschäft einsteigen wird. Gemeinsam mit Giuseppe Oliva, dem Trainer von Möhlin, hat er die Sportsadvisors GmbH gegründet. Diese Firma berät junge Spieler aus der Schweiz und Australien in allen Fragen rund um Karriereplanung und Auslandtransfers. Dank diesen Aktivitäten wird er inskünftig zu weiteren Kontakten mit der Schweiz kommen. Was für seine Söhne wiederum von Vorteil sein wird. Für den FC Möhlin allerdings wird er nie mehr spielen können. «Schon in der Rückrunde war ich nicht mehr dabei. Sie haben ja im Mittelfeld zahlreiche junge, gute Akteure. Die gilt es in Zukunft weiter zu bringen», erläutert er. «Möhlin wird in dieser Saison Tabellenzweiter, hinter Sissach. Das ist ein guter Leistungsausweis.» Am 12. Juli reist der hochdekorierte FCBler definitiv ab. Das Ticket ist gelöst. «Es ist ein One Way Ticket», wie er betont. Solches zu hören, stimmt einen schon etwas melancholisch. Aber eins ist tröstlich. Scott Chipperfield wird die Verbindung zur alten Welt weiterhin aufrechterhalten. Schon allein wegen Liam und Naven zu liebe.

 


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