Zimt, Pfeffer und Safran im Gepäck

  02.03.2017 Aargau, Gesundheit, Kaisten, Nordwestschweiz, Gewerbe, Essen und Trinken, Oberes Fricktal, Porträt

von Susanne Hörth

Willy Burkhalter ist Team Leader Savoury bei der Firma Varistor. Tönt gut, lässt sich aber wahrscheinlich für die meisten Leute nicht wirklich einem konkreten Aufgabenbereich, geschweige einem tagtäglichen Tun zuordnen.

Wobei von tagtäglicher Routine in Burkhalters Beruf kaum die Rede sein dürfte. Er selber erlebt dies auf jeden Fall nicht so. Jeder Tag bringt Neues und Spannendes für ihn mit. «Ich bin bei unserer Firma zuständig für den Einkauf von Gewürzen und Kräutern. Und das im Auftrag von Detailhändlern wie Coop, Migros und anderen.»

Wenn ein Endkonsument ein Glas mit Pfeffer, ein Tütchen mit Zimt oder ein Briefchen mit Safran aus dem Regal im Laden nimmt, hat Willy Burkhalter nicht selten schon lange vorher mit diesen Produkten zu tun gehabt. «Jeder bei uns im Betrieb ist für die ganze Warenkette in dem von ihm betreuten Produkten zuständig. Das heisst vom Produzenten, der Verarbeitung, dem Import, der Verzollung bis hin zur Auslieferung an unsere Kunden. Das macht es so spannend und interessant», so der 57-Jährige. Eben ist er von Nürnberg von einer Biofachmesse zurückgekommen, hat dort zwar keinen Einkauf vorgenommen, dafür viel neues Wissen mitnehmen können.

 

Beim Ursprung

Der Einkauf von Gewürzen und Kräutern beginnt in der Regel dort, wo die Gewürze und Kräuter auch wachsen, geerntet und oft auch schon verarbeitet werden. «Wir gehen in den Ursprung. Wir kennen alle unsere Produzenten», betont Burkhalter. Das heisst, er steigt regelmässig ins Flugzeug, besucht etwa in Sri Lanka Bauern – vielfach Kleinstbauer, die durch den Anbau von Gewürzen zur Existenzsicherung ihrer Familien beitragen können. Der Schweizer geht mit in die Wälder oder Felder, wo die Gewürze angepflanzt werden. Sieht bei der Ernte und später auch bei der Verarbeitung zu.

An dieser Stelle hält Willy Burkhalter inne und nimmt sein Handy hervor. Sucht einen Moment und lässt dann ein kurzes Video ablaufen. Es zeigt einen schmächtigen Mann, der auf dem Lehmboden einer Hütte einen Ast mit einfachen Mitteln schält. Nur die zweite Rinde unter der obersten Schale interessiert ihn. Vorsichtig löst er sie mit schwieligen Fingern von den dünnen Stecken. Vergleichbar sind die Äste mit jenen unserer einheimischen Haselstauden. Die abgelöste, aufgeschnittene Rinde steckt der Bauer in eine Schale. Der letzte Arbeitsschritt wiederholt er so oft, bis er eine zirka einen Zentimeter dicke, bis zu einem Meter lange Rolle hat. Entstanden ist eine Zimtstange, die nun noch getrocknet werden muss und dann in die vom Endkunden gewünschte Länge geschnitten wird. «Eine reine, zeitaufwändige Handarbeit», ist Willy Burkhalter voller Ehrfurcht über dieses aufwändige Schaffen mit einfachsten Mitteln. «Einer dieser Bauern trägt bei meinem Besuch immer das Schweizer T-Shirt, das wir ihm vor sicher zehn Jahren mal geschenkt haben», erzählt Burkhalter. Er selber wird auch zum Zuhörer, wenn er bei den Produzenten ist. Erfährt dabei von Sorgen und auch Freuden seiner Lieferanten.

 Gegenseitiges Vertrauen sei ganz wichtig, weiss Willy Burkhalter aus jahrelanger Erfahrung. Wenn er in den jeweiligen Ländern ist, besucht er auch die Weiterverarbeitungsstellen. Da Bio und Fair Trade immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es absolut unumgänglich, auch hier das Einhalten von Bestimmungen zu überprüfen. Wobei hier natürlich die entsprechenden Zertifizierungsstellen als oberste Überwacher zuständig sind.

Für den Einkauf der Gewürze und Kräuter reist Willy Burkhalter vor allem nach Spanien, Sri Lanka, Ungarn und Indien. Neu hinzugekommen ist auch der Iran. War früher Spanien Hauptlieferant für Safran, stammt heute über 90 Prozent davon aus dem Iran.

 

Auf dem Weg zum Traumberuf

Willy Burkhalter hat seinen Traumberuf nicht gleich auf Anhieb gefunden. Er ist in Zofingen aufgewachsen. Eine Lehre als Koch war durch den elterlichen Gastrobetrieb sehr naheliegend. Nach Ende dieser Lehre und nach einem zweijährigen Auslandaufenthalt in Südafrika, arbeitete er vier Jahre bei der Swissair in einem Bürojob. Danach folgte eine mehrjährige Tätigkeit bei Vitakraft Tierfutter (Verkauf). Hier liess er sich auch zum Marketingplaner ausbilden. «Nach einiger Zeit hatte ich genug und wollte etwas Neues kennenlernen.» Das Neue fand sich in Form eines Kollegen, der eine Autogarage betrieb. Willy Burkhalter verkaufte zehn Jahre lang Autos. Dann wollte er sich ein weiteres Mal neu ausrichten, beziehungsweise zurück zur Lebensmittel-Industrie. Bei seinem heutigen Arbeitgeber wurde ein Sachbearbeiter für die Bio-Abteilung plus zusätzlicher EDV-Betreuung gesucht. Willy Burkhalter meldete sich und bekam die Stelle. Mit der steten Zunahme von Bio wuchs auch dieser Unternehmensbereich. Der zweifache Vater aus Kaisten war mittlerweile zum Produktemanager aufgestiegen und für den Bereich Gewürz und Kräuter zuständig. «Es ist einfach spannend», zeigt sich Burkhalter ein weiteres Mal voller Begeisterung. Seit 16 Jahren macht er nun schon diese Arbeit. An Faszination hat sie dabei nichts verloren. Dass seine Reisen in die schönsten Länder keine Ferien, sondern nicht selten von 14- bis 16-Stunden-Arbeitstage begleitet sind, stört ihn nicht. Es gehöre halt einfach dazu.

Daheim in Kaisten engagiert sich der zweifache Vater schon seit vielen Jahren im Jugendverein Rendez-Vous. Nach einer zweijährigen Schulpflege-Tätigkeit wurde er vor vier Jahren in den Gemeinderat gewählt. Und auch hier erlebt Willy Burkhalter die Aufgaben mit den Menschen und den verschiedenen Sachgeschäften einer Gemeinde als sehr lehrreich, spannend und interessant.

Und was wünscht er sich bei seinem Job: «Ich möchte bald einmal nach Madagaskar reisen. Hier für unsere Kunden Vanille einkaufen.»

 

 


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