«Ich erlebe das Fricktal als eine dynamische Region!»

  25.02.2017 Gemeinden, Politik, Laufenburg, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Von Dieter Deiss

Wir treffen Judith Arpagaus in ihrem kleinen, bescheidenen Büro im Dachgeschoss des Laufenburger Rathauses, dem Sitz von Fricktal Regio Planungsverband. Ihr Büro teilt sie mit einer Kollegin. 120 Stellenprozente investiert der Verband in seine Geschäftsstelle: 70 Prozent arbeitet Judith Arpagaus als Stellenleiterin und 50 Prozent stehen ihrer Mitarbeiterin zur Verfügung.

Auch wenn sie klar betont, dass letztlich die Entscheidungsbefugnis stets beim siebenköpfigen Vorstand liegt, so kann sie andererseits aufgrund ihrer Stellung doch auch massgebend auf die Verbandsgeschäfte Einfluss nehmen. Die studierte Geografin mit Zusatzausbildung in Regionalentwicklung bringt denn auch das Rüstzeug mit, um sich aktiv mit den Verbandgeschäften zu befassen. Im April werden es fünf Jahre her sein, seit die heute fünfzigjährige Judith Arpagaus ihre Stelle in Laufenburg antrat. Vorher arbeitete sie in Bern im Bereich Marketing. Auf den ersten Blick mag es etwas erstaunen, dass eine Frau, die zeitlebens im solothurnischen Däniken wohnte, ihren Arbeitsplatz in Bern mit demjenigen in Laufenburg vertauscht. «Die Stellenausschreibung als Geschäftsleiterin des Fricktal Regio Planungsverbandes hat mich sofort angesprochen, die dort gestellten Anforderungen entsprechen genau meinem Profil», beantwortet sie die entsprechende Frage. Sie sei damals gut aufgenommen worden, erinnert sie sich rückblickend.

 

Neu im Fricktal

Bei ihrem Stellenantritt musste sie sich zunächst einmal vertraut machen mit dem Fricktal und seinen Gemeinden. Als Erstes habe sie deshalb den Kontakt gesucht zu den Mitgliedsgemeinden. Dies sei über Gespräche mit Gemeindeschreibern und Gemeindeammännern, teils aber auch mit dem Gesamtgemeinderat erfolgt. Das Fricktal und seine Gemeinden habe sie dabei von Beginn weg als dynamische Region erlebt. «Hansueli Bühler, damals Präsident des Planungsverbandes, war mir zudem eine wichtige Hilfe, hat er mich doch bei der Einarbeitung namhaft unterstützt», erzählt Arpagaus über den Einstieg in ihre neue Arbeitsstelle. Die Regionalzeitungen, namentlich erwähnt sie hier auch die NFZ, sind für sie eine wichtige Quelle, um stets mit dem aktuellen Geschehen vertraut zu sein und um zu spüren, wo in der Region der Schuh drückt.

 

Besonders spannend, und für sie als Solothurnerin ein völlig neues Erlebnis, findet die Stellenleiterin die gemeinsame Geschichte diesseits und jenseits des Rheins. Man spürt die verbindende Identität. Beeindruckend für sie sind denn auch die selbstverständlichen Kontakte über die Landesgrenze hinweg. Über die Hochrheinkommission, zu deren Geschäftsführerin sie persönliche Kontakte pflegt, erlebt sie das «internationale» Geschehen ganz direkt. Auf der anderen Seite musste sie mit Erstaunen feststellen, wie unterschiedlich oftmals die Gesetzgebung im Aargau im Vergleich mit dem Kanton Solothurn ist.

 

Die wichtigste Arbeit der Geschäftsstelle ist nebst der Erledigung der allgemeinen Verbandsarbeit die Unterstützung des Vorstandes und hier insbesondere die Vorbereitung der zahlreichen Geschäfte. Die Regionalplanung sei insbesondere für den Kanton oftmals die erste Anlaufstelle. Es gelte dann jeweils die Interessen der Region zu vertreten, was freilich nicht immer ganz einfach sei, da unter den Gemeinden die Meinungen teils doch recht unterschiedlich sind. Oftmals sei es dann Sache der Stellenleiterin, zuhanden des Vorstandes eine Stellungnahme vorzubereiten und den Weg für das weitere Vorgehen aufzuzeigen. «Der Einfluss bei Anhörungen und Vernehmlassungen ist relativ gross. Unsere Meinung wird jeweils vom Kanton recht gut aufgenommen», erzählt sie und betont gleichzeitig, dass der Verband gegenüber den Gemeinden keinerlei Verfügungsgewalt besitze.

 

Gesucht Unternehmen mit Wertschöpfung

Im Vordergrund steht für Judith Arpagaus im Moment das Projekt Standortförderung. Dabei gehe es darum, das Wachstum zu fördern. Dies freilich nicht um jeden Preis, will man doch insbesondere die Ansiedlung von Unternehmen mit Wertschöpfung fördern, so wie dies heute schon der Fall ist mit den diversen Unternehmen, insbesondere aus den Bereichen Pharma und Chemie. Es gelte aber auch die ansässigen Unternehmen, die KMU miteingeschlossen, zu «pflegen». Dies bedeute, dass man mit diesen in ständigem Kontakt sei. «Es ist wichtig, dass sich diese wohl fühlen», betont sie.

 

«Zwei Schwerpunkte gibt es in Sachen Standortförderung im Moment» führt sie aus. «Im Sisslerfeld, wo man sich auf eine einheitliche Bau- und Nutzungsordnung einigen konnte, soll ein Life Sciences Campus entstehen. Zur Vermarktung dieses Areals wurde kürzlich die Homepage www.lifesciences-campus.com aufgeschaltet.» (Life Sciences sind Forschungsrichtungen und Ausbildungsgänge, die sich mit Prozessen oder Strukturen von Lebewesen beschäftigen). Der andere Schwerpunkt sei das Swissgrid-Gebäude in Laufenburg. Hier bestehe die Vision der Schaffung eines innovativen Energieparks.

 

Lenkung des Wachstumdrucks

«Das Fricktal ist wirtschaftlich stark und verfügt gleichzeitig über eine wunderbare Landschaft.» Auf die Frage, ob das angestrebte Wachstum letztlich nicht auf Kosten der Natur gehe, meint sie: «Wichtig ist die Lenkung des Wachstumsdrucks, der von Basel ausgehend zunehmend stärker wird. Gerade die Lösung dieses vordergründigen Widerspruchs ist eine Kernaufgabe des Planungsverbandes.» Man habe deshalb auch eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton, welche die Förderung von Natur und Landschaft zum Ziele habe. Dazu gehöre auch die Förderung des Tourismus, wo man mit dem Jurapark Aargau zusammenarbeitet.

 

Judith Arpagaus ist freilich alles andere, als eine Theoretikerin. Während zwölf Jahren gehörte sie dem Gemeinderat ihrer Wohngemeinde an, wo sie verschiedene Ressorts zu betreuen hatte. «Dies war für mich eine spannende Zeit», hält sie rückblickend fest. «Ich bekam Einblick in die verschiedensten Themenbereiche. Dies hilft mir bei meiner heutigen Tätigkeit viel», betont sie. Aus eigener Erfahrung weiss sie deshalb, was es für die Gemeinden heisst, wenn diese um eine Verbesserung des ÖV ringen. Sie kennt auch die Bedürfnisse der Ratsmitglieder, wenn es um die Themenwahl für das traditionelle Gemeindeseminar geht. Dieses bezeichnet sie übrigens als eine tolle Einrichtung, die in dieser Form wohl einmalig sei.


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