Profimusiker aus den USA unterrichtet seit 17 Jahren in Rheinfelden

  28.04.2016 Kultur, Rheinfelden, Persönlich, Musik, Porträt

Von Daniela Leimgruber

Sein amerikanischer Slang verrät ihn zwar, doch im Gespräch mit der NFZ wird klar: Nicht nur der Schweizer Pass, den Cervenka vor zwei Jahren erworben hat, zeigt, dass der Musiklehrer sich in der Schweiz zu Hause fühlt. Zu Hause, das war früher ein Vorort von Washington D.C. Dort verbachte Cervenka seine Kindheit. Im Alter von 15 Jahren wurde ihm dann klar: «Ich möchte Profi-Musiker werden!» So zog es ihn nach der High School, für den ersten Teil seines Studiums, an die berühmte School nach New York. In der «Multi-Kulti-Gegend» rund um Washington erlernte Cervenka bereits früh die Instrumente Klavier und Trompete – auch heute noch seine beiden Lieblingsinstrumente. «Meine Eltern waren nicht besonders musikalisch, meine Mutter spielte ein wenig Klavier. Darum stand auch eines bei uns im Haus – das war mein Glück.» Denn Cervenka ist sich bewusst: Nicht jeder hat das Privileg, in einem Umfeld aufzuwachsen, in welchem Musizieren zum Alltag gehört. Der amerikanische Profimusiker liebt seine Aufgabe als Trompetenlehrer und schätzt es, dass sich die Musikschule Rheinfelden-Kaiseraugst zum Ziel gesetzt hat, jedem die Möglichkeit zu bieten, ein Instrument zu erlernen. Seit 1999 ist er an dieser Schule tätig. «Zwischenzeitlich arbeitete ich bereits in den späten 80er Jahren in Rheinfelden. So kommt es, dass ich mittlerweile Kinder von ehemaligen Schülern unterrichte.»

 

Das Problem fehlender Milchzähne

Neben dem Unterrichten musiziert Cervenka als Trompeter in verschiedenen Bands und Formationen. So ist er zurzeit Teil des Berner Symphonieorchesters. Doch die persönlichen Engagements sind im Verlaufe der Jahre immer weiter in den Hintergrund gerückt und haben seiner neuen Leidenschaft – dem Unterrichten – Platz gemacht. Auf die Frage, wie vielen Kindern er denn schon das Trompetenspiel beigebracht habe, antwortete er: «Oh my god! Das habe ich noch nie gezählt. Ich hatte sicherlich schon über hundert Schüler.» Zurzeit unterrichtet er rund 30 Schüler. Darunter auch ein paar wenige Erwachsene.

Ed Cervenka ist an der Musikschule Rheinfelden-Kaiseraugst auch für alle Bläsergruppen zuständig. Aufgeteilt nach Alter musizieren seine Schüler so in drei verschiedenen Schüler-Ensembles. Darunter sind auch solche, die bereits 13 Jahre bei ihm den Unterricht besuchen. So wird Cervenka vom Lehrer zum Lebensbegleiter: «Ich merke: Langsam fängt das Leben an und ich kann sie nicht mehr lange halten.» Seine jüngsten Schüler sind erst sieben Jahre alt, da muss sich Cervenka dann mit anderen «Problemchen» auseinandersetzen: «Wenn ihnen wieder mal ein Milchzahn ausfällt, macht dies manchmal Probleme beim Ansatz. Aber spätestens nach zwei Monaten pendelt sich dies wieder ein.»

 

Bläser-Lager als nächstes grösseres Projekt

Nach dem Studium in den USA, welches Ed Cervenka für ein Jahr aufgrund einer Anstellung beim Staatsorchester von Venezuela unterbrach, arbeitete er als Musiker in New York. Im Jahr 1985 lockten ihn berühmte Trompeter nach Basel, wo er das Fach «barock Trompete» an der Schola Cantorum Basiliensis belegte. «Eigentlich hatte ich nicht geplant, so lange in der Schweiz zu bleiben, aber so kam ein Jahr nach dem anderen und irgendwann dachte ich mir, ich bleibe hier.» Er habe sehr lange und gerne in Basel gewohnt. Auch seine Frau Francesca, gebürtige Irin, kam ihm zuliebe in die Schweiz. Heute wohnen sie mit ihren Söhnen in Biel-Benken. Die Leidenschaft zur Blasmusik hat der Vater den Beiden vererbt. Der 10-jährige Sean spielt neben Klavier auch Bariton, der Ältere Scott (15) Posaune. Die Brüder sind auch Teilnehmer des nächsten grossen Projektes ihres Vaters: dem Bläser-Lager der Musikschule Rheinfelden-Kaiseraugst. Das Lager startet nächsten Mittwoch (vor Auffahrt) und dauert bis Sonntag. Am Samstagabend geben die rund 70 Teilnehmenden ein Konzert vor Ort in Todtmoos. Am Sonntag findet dann ein Abschlusskonzert in der Turnhalle beim Dorfschulhaus in Kaiseraugst statt. Cervenka organisiert Lager und Konzert zusammen mit Joe Steiger von der Stadtmusik Rheinfelden.

 

Vereinbarung von Schule und Musik als Herausforderung

Cervenka arbeitet sehr gerne als Musiker in der Schweiz: «In der Schweiz werden Musiker viel besser unterstützt als in den USA. Der Musiker-Beruf ist anerkannter und gilt als gepflegt.» Zudem gebe es in der Schweiz immer genügend zu tun. Jedoch vermisst er die enge Zusammenarbeit von Volks- und Musikschule. «In meinem Schulalltag als Kind war Musik ein alltäglicher Teil. Hier ist das leider nicht so.» Oft sei es, besonders bei Oberstufen- und Gymischülern schwierig, einen geeigneten Termin für die Instrumentalstunde zu finden. «Eines unserer nächsten Grossprojekte ist die engere Zusammenarbeit zwischen der staatlichen Schule und uns.» Dass es bereits heute gut funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus dem Schulalltag des Trompetenlehrers: Eine Primarschülerin bekommt von ihrer Klassenlehrerin rund 30 Minuten der Unterrichtszeit freigestellt. So kann das Mädchen zu Cervenka in den Unterricht, während ihre Klassenkameraden über anderen Aufgaben brüten. «Ich denke, dass sich ein solches Modell etablieren kann, wenn Lehrer damit positive Erfahrungen gemacht haben und es weiterziehen.»

 

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Muttertagkonzert der Bläsergruppe am Sonntag, 8. Mai, um 14 Uhr in der Turnhalle beim Dorfschulhaus in Kaiseraugst


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