«Offene Netze sind Voraussetzung für erneuerbare Energien»

  23.05.2015 Gewerbe, Rheinfelden, Wirtschaft, Unteres Fricktal

Der Aufmarsch war bescheiden: Weniger als 20 Personen besuchten am Montagabend das Energie- und Umweltforum des Gewerbevereins Rheinfelden. Das Thema «Freier Strommarkt: Fluch oder Segen?» scheint die Gewerbetreibenden derzeit noch nicht allzu sehr zu beschäftigen. Es dauert auch noch zwei bis drei Jahre, bis die vollständige Strommarktliberalisierung umgesetzt wird. Derzeit können erst die Grossverbraucher ihren Stromlieferanten frei wählen. Privathaushalte und andere Kleinverbraucher müssen voraussichtlich noch bis 2017 oder 2018 warten.

 

Geringere Preisspanne

«Wir erwarten die vollständige Marktöffnung auf den 1. Januar 2018», sagte Hubert Zimmermann, CEO der AEW Energie AG. Dieser Wandel von den heutigen Gebietsmonopolen hin zum Wettbewerb werde dafür sorgen, dass es künftig mehr Produkte geben werde und sich die Preisspanne in der ganzen Schweiz verringere. Die Stromkosten werden also voraussichtlich einheitlicher.

Das Einsparpotenzial für Privathaushalte und kleine Gewerbebetriebe dürfte gemäss Zimmermann nicht allzu gross ausfallen. Denn der Strompreis mache nur etwa 40 Prozent der Endkosten aus; der Rest setzt sich aus Netznutzungsentgelt und Abgaben zusammen, welche der Verbraucher durch einen Wechsel des Anbieters nicht ändern kann. Bei Privathaushalten rechnet Zimmermann mit Sparmöglichkeiten von 30 bis 60 Franken pro Jahr. Es werde sich zeigen, ob die Schweizer Konsumenten dafür den Anbieter wechselten.

 

«Ein Freund des offenen Marktes»

«Ich bin ein Freund des offenen Marktes. Offene Netze sind Grundbedingung für erneuerbare Energie», erklärte Rudolf Rechsteiner, Verwaltungsratsmitglied der IWB (Industrielle Werke Basel). Die Gestehungskosten seien dadurch transparent. «Neue Speicher und eine europaweite Vernetzung führen zum Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage», so Rechsteiner. Die Schweiz dürfe sich nicht abschotten vom europäischen Energie-Binnenmarkt. «Das ist Gift für die Stromwirtschaft», so Rechsteiner. Er sprach sich hingegen für ein Privatisierungsverbot für Stromnetze aus, «damit Monopolgewinne nicht privatisiert werden». Für Rechsteiner steht ausser Frage, dass die Zukunft der Sonnen- und der Windenergie gehört.

In die gleiche Kerbe hieb Dominik Müller von der Firma Solvatec. Er wies daraufhin, wie stark die Sonnenenergie in den letzten Jahren zugelegt hat. Gleichzeitig seien die Preise für Solarpanels massiv gesunken. Müller sieht ein grosses Potenzial in der Nutzung von Hausdächern und Fassaden für die Gewinnung von Solarstrom.

In Rheinfelden stammen 42 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien und 58 Prozent aus Atomkraft, wie Reto Rigassi, Präsident der Energiekommission Rheinfelden, ausführte. Die Stadt selber setze aber zu 100 Prozent auf erneuerbare Energie, was nur geringe Mehrkosten zur Folge habe. Dies sei auch für die KMUs eine Überlegung wert.

Was bedeutet dies alles nun für das Gewerbe? «Erneuerbare Energien sind ein Megatrend und eine riesige Chance, welche das Gewerbe hoffentlich nutzt», sagte abschliessend Albi Wuhrmann, der als Mitglied des Organisationskomitees «Energie und Umwelt» verabschiedet wurde.


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