«Die grosse Freiheit spürt man nur auf dem Wasser»

  17.05.2015 Persönlich, Rheinfelden, Sport, Unteres Fricktal

Dass Schiffe seine Leidenschaft sind, merkte Rolf Häusler erst nach seinem Umzug nach Rheinfelden. Ein Nachbar nahm den Basler 1974 mit zu einem Treffen der Rhein-Club-Mitglieder, die nach einer Weile feststellten: «Wer mittrinkt, muss auch mal ins Schiff einsteigen», erinnert sich das Ehrenmitglied lachend. Seitdem geniesst er die grosse Freiheit, die es für ihn nur auf dem Wasser gibt, umgeben von der Natur. «So sieht man Dinge, die man sonst nirgends sieht», ist sich Häusler sicher, etwa junge Schwäne.

 

Viel zu tun

Diese Erfahrung gibt der ehemalige Jungfahrleiter und heutige Kassier des Aargauer Verbandes auch an die Jugend weiter, die sich aber nur noch schwer dafür begeistern lässt. Zwei Jungfahrer werden zurzeit im Rhein-Club ausgebildet, in den Jahren zuvor konnten keine Jugendlichen begeistert werden. «Bei diesem Sport lässt sich halt kein Geld verdienen», erklärt Häusler, «anders als beim Fussball.» Daher lassen sich junge Menschen nur schwer anlocken, glaubt er. Zudem ist es ein schwieriger Sport: die Schiffe wiegen rund 300 Kilogramm, das Rudern und Stacheln damit ist körperlich anstrengend und dennoch: «Wer einmal mit auf einer Pfingstfahrt dabei war, lässt sich anstecken», ist Häusler sicher.

Vor drei Jahren entschied er sich, bei Novartis zu kündigen und in Rente zu gehen. Die ersten zwanzig Jahre bei seinem Arbeitgeber, in zig unterschiedlichen Jobs hatten ihm zwar Spass gemacht, aber: «Der Druck wurde immer grösser, früher waren die Bedingungen sozialer.» Kaum hatte er gekündigt, entdeckte er ein Inserat der Firma Stöcklin, wo er alle drei Wochen als Portier arbeitet, zudem als Springer und Urlaubsvertretung weiterhin für Novartis. Seit drei Jahren ist Häusler auch Helfer bei der Tour de Suisse, fährt Lastwagen mit Material, um den Start- und Zielpunkt aufzubauen. Sein Engagement bei der grössten Radrundfahrt der Schweiz ist zwar manchmal strapaziös, bietet aber auch viele persönliche Möglichkeiten. «Man trifft dort so viele Leute, die man sonst nicht trifft», freut sich Häusler. Wenn er Ende Juni von seinem Einsatz zurückkommt, wird er direkt beim Fischessen gebraucht, für das er lange Jahre verantwortlich war.

Wann immer es die Zeit zulässt, fährt Rolf Häusler ins Tessin. Sein Vater kaufte dort 1974 ein Haus, vor 19 Jahren hat es Häusler übernommen und steckt nun viel Arbeit in die anfallenden Reparaturarbeiten. «Es ist immer was», lacht Häusler, der gelernte Automechaniker macht so viel wie möglich selbst, auch wenn schwere Arbeiten ihm mittlerweile nicht mehr so leicht von der Hand gehen wie früher. Oft greifen auch Bekannte zu Hammer und Schraubenzieher. Warum das Tessin schöner ist als Rheinfelden? «Der Ausblick», schwärmt Häusler und zeigt ein Foto, das von seiner Veranda aus aufgenommen wurde als Beleg. Gerade erst ist er von dort zurückgekommen.

Nun, zurück in Rheinfelden, liegt sein Fokus auf der Schweizermeisterschaft, die in drei Monaten bereits stattfindet. Das 70 000 Franken-Budget, das sich der Verein dafür gegeben hat, wird ausreichen, ist Häusler sicher, anders als 2001, als der Rhein-Club die letzte Schweizermeisterschaft ausrichtete. Dennoch stemmte der Rhein-Club danach noch den Depotneubau, was einiges an Substanz und Durchhaltewillen bedeutete, wie sich Häusler erinnert. Rückhalt bekommt er dabei bereits seit 41 Jahren von seiner rechten Hand – wie er liebevoll sagt - seiner Frau Bernadette, mit der er zwei Söhne hat. Vier Grosskinder halten das Paar zudem auf Trab.

 

«Jede Hand wird gebraucht»

Nach drei Jahren Vorbereitungszeit geht es nun in die heisse Phase: Freiwillige Helfer müssen gefunden, ein Wettkampfprogramm ausgearbeitet und die Finanzen im Auge behalten werden, damit das Budget nicht überschritten wird. Mitbudgetiert ist auch eine neue Fahne, die der Verein dringend nötig hat, denn die alte ist mittlerweile nur noch ein Lumpen, bedauert Häusler. Zahlreiche Sponsoren, die sich mit Geld oder Sachspenden einbringen, konnte er in den letzten Monaten akquirieren, «das ist aber nicht mehr so leicht», bedauert Häusler.

Hilfe bekommt der Rhein-Club auch von der Schweizer Armee, die fünf Schiffe für die Fahrer ausleiht, kostenlos. «Wir bilden Junge aus, die Pontoniere in der Armee werden können», erklärt Häusler den Vorteil für beide Seiten. 15 Mitglieder hat der Verein derzeit, die meisten heutigen Mitglieder kamen bereits als Jugendliche. Für den großen Event im August sind rund 60 Helfer eingeplant, «jede Hand wird gebraucht», so Häusler, auch ehemalige Aktive, die dem Verein helfen möchten.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote