Auf den Spuren der Geburtshelferkröte

  17.05.2015 Aargau, Zeiningen, Natur, Schule, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

«Wo würdet Ihr gerne hingehen, wenn Ihr ein Glögglifrosch wärt?», will Lea Reusser von den Fünftklässern wissen. An diesem Mittwochabend sind die Zeininger Primarschüler auf Exkursion im Naturschutzgebiet rund um den Ellbogenweiher und erkunden die Lebensräume des Glögglifrosches. Die Exkursion wird am Abend durchgeführt, weil der Glögglifrosch dämmerungsaktiv ist. Begleitet werden die Schülerinnen und Schüler von Lea Reusser, Projektleiterin «Umweltbildung und Natur» beim Jurapark Aargau und von den Lehrpersonen Stefanie Fuchs und Sybille Schumacher. Die Schüler wissen schon viel über den Glögglifrosch, dessen Bezeichnung offiziell «Geburtshelferkröte» lautet. Schon im Klassenzimmer haben sie sich mit den Lebensräumen, der Fortpflanzung und den natürlichen Freunden und Feinden des Glögglifrosches auseinander gesetzt. «Pssssssst. Seid leise, sonst verscheuchen wir den Glögglifrosch», sagt die Exkursionsleiterin zu den Kindern. Tatsächlich hört man ab und zu ein leises «üh-üh-üh», das in Abständen von einigen Sekunden ertönt. Der Ruf dieses Tieres erklärt auch seinen Namen, denn er tönt ein bisschen wie eine Flöte, und die Rufe mehrerer Glögglifrösche erinnern an den Klang eines Glockenspiels. Warum der Glögglifrosch offiziell «Geburtshelferkröte» heisst, haben die Kinder auch schon gelernt. «Weil die Männchen der Geburtshelferkröte die abgelegten Eier an ihren Hinterbeinen mit sich herumtragen, bis die Kaulquappen reif zum Schlüpfen sind.» Lea Reusser erklärt den Kindern, dass auch dies die zwei Merkmale sind, an welchen man den Glögglifrosch gut erkennen kann: an seiner Stimme, oder daran, dass das Männchen die Eier mit sich herumträgt.

Lebensräume erkunden

Bevor die Schüler in Gruppen die Lebensräume des Glögglifrosches erkunden, gibt ihnen Reusser die Regeln mit auf den Weg, welche beim Erforschen in Naturschutzgebieten unbedingt eingehalten werden müssen. Als erste und wichtigste Regel gilt, dass keine Tiere gequält werden dürfen. Die Kinder dürfen nicht überall «umhertrampeln». Wenn die Schüler ein Tier eingefangen und dieses in der Becherlupe untersucht haben, müssen sie es wieder am selben Ort, wo sie es gefangen haben, freilassen. Wenn die jungen Forscher ein Tier aus dem Wasser untersuchen wollen, muss zuerst ein Schälchen mit Wasser bereitgestellt werden. Nun kann es losgehen. Alle Kinder rüsten sich mit Becherlupen, kleinen Schalen und Löffeln aus und machen sich auf die Pirsch. In Gruppen werden verschiedene Lebensräume des Glögglifrosches untersucht: die Trockensteinmauer, der Waldrand, ein Asthaufen und der Teich.

Schon nach kurzer Zeit werden die Kinder fündig. Sie finden zwar keinen Glögglifrosch, aber Spinnen, Nacktschnecken und Ameisen. Die Kinder wissen aus dem Unterricht im Klassenzimmer, dass diese Tiere Nahrung für den Glögglifrosch sind. Sie finden auch Feinde des Glögglifrosches, nämlich Libellenlarven, welche die Kaulquappen des Glögglifrosches fressen. Bald hat jedes der Kinder eines oder mehrere kleine Tierchen in der Becherlupe, die sie zusammen mit ihren Mitschülern und der Exkursionsleiterin genau studieren und sich überlegen, ob das ein Feind oder ein Freund des Glögglifrosches ist. Sie finden viele Freunde und viele Feinde der Kröte, aber die Kröte selber finden die Kinder nicht. Dafür hören sie, je dunkler es wird, seine unverkennbaren Rufe.

Der Glögglifrosch hat zu kämpfen

«Die Population des Glögglifrosches ist in den letzten Jahren immer kleiner geworden», erklärt Lea Reusser. So haben sich die Pädagogische Hochschule Nordwestschweiz und der Jurapark Aargau im Rahmen der Artenförderungsprojekte auch den Glögglifrosch als zentrales Thema ausgesucht. Verantwortlich für den Rückgang ist vor allem der Verlust oder die Veränderung der Lebensräume. Mehr Verkehr, grössere Siedlungsflächen, die Zerstörung von Gewässern oder die Versiegelung von Mauern können das Aussterben der Populationen bewirken. «Da der Glögglifrosch nicht sehr wanderfreudig ist, kann er nicht gut auf Lebensraumänderungen reagieren», so Reusser. Im Rahmen einer nächsten Exkursion mit den Kindern wird die Exkursionsleiterin speziell auf die Veränderungen der Lebensräume, mit welchen der Glögglifrosch zu kämpfen hat, eingehen. Schliesslich werden die Schüler anlässlich eines halbtägigen Arbeitseinsatzes selber «anpacken». Sie werden Strukturen für den Glögglifrosch schaffen, indem sie beispielsweise Äste oder Steine aufhäufen und so einen Lebensraum für die Tiere aufbauen.


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