Sanfter Optimismus trotz starkem Franken

  16.04.2015 Aargau, Politik, Stein, Wirtschaft, Gewerbe

Das Thema Wechselkurs beschäftigt die Leute. Dies zeigte sich am Dienstagabend im Saalbau in Stein. Auf Einladung der Fricktaler Raiffeisenbanken haben gegen 300 Personen die Veranstaltung «Brennpunkt Euro» besucht. «Die Entwicklungen der letzten Monate haben auch uns Bankern die Schweissperlen auf die Stirn getrieben», erklärte Marc Jäger, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisenbank Regio Frick, zur Begrüssung.

Die Schweizerische Nationalbank hat am 15. Januar mit ihrem Entscheid, den Euro-Mindestkurs von 1,20 aufzuheben, für Überraschung gesorgt. «Der Wechselkursschock sitzt tief. Die Exportindustrie ist im Jammertal. Ich glaube aber, es gibt auch positive Seiten des Überraschungscoups», erklärte Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff, der als Hauptreferent auftrat. Die Schweizer Wirtschaft könne durch diese Herausforderung noch wettbewerbsfähiger werden, ist er überzeugt. Überdies sei der Einfluss des Wechselkurses nicht in allen Exportbranchen gleich stark.

«Die Ära der Geldhüter leitete den Schock ein, doch das Schlamassel begann schon viel früher», führte Neff weiter aus. Viele Staaten hätten sich übermässig verschuldet und seien mit tiefen Zinsen sogar noch belohnt worden. «Die Geldpolitik regiert, da die Staaten den Pfad der Tugend verliessen», so Neff. Die Schweiz habe hingegen fast alles richtig gemacht, bekomme jetzt aber trotzdem die Quittung. «Es gibt einen Dämpfer für die Wirtschaft, aber ich erwarte keine Rezession», sagte Neff. Er rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum des Bruttosozialproduktes von 1,1 Prozent.

Im zweiten Teil des Abends, der von Thomy Zünd moderiert wurde, ging es um die konkreten Auswirkungen des Nationalbank-Entscheids für Betriebe in der Region. «Im ersten Moment sahen wir schwarz», gestand Jörg Langheim, stellvertretender Leiter der Balteschwiler AG in Laufenburg. Die Firma hat einen grossen Lagerbestand von Material, das noch zum alten Eurokurs gekauft worden ist. «Mittlerweile sehen wir aber auch Chancen», so Langheim. Es sei wichtig, dass man eine Nische suche und nicht Produkte anbiete, die es überall gebe. «Wir rationalisieren bereits seit Jahren. Der Eurokurs lag ja auch schon bei 1,60», so Langheim. Das laufende Jahr sei anstrengend, doch er glaubt, dass die Wirtschaft dadurch fitter werden kann.

«Die grösste Gefahr ist die Angst», sagte Lukas Rüetschi von der Vermögensverwaltungsfirma Rüetschi & Zehnder Frick sowie Mitinhaber der Immobilienfirma Remax Fricktal. Wenn die Menschen um ihren Arbeitsplatz fürchteten, dann würden sie nicht mehr investieren. Aktuell sieht er aber noch keine Auswirkungen auf dem Fricktaler Immobilienmarkt. «Ich habe keine Angst, dass alles zusammenbricht», so Rüetschi. Das sieht auch Marc Jäger von der Raiffeisenbank Regio Frick so: «Es ist mit dem Nationalbank-Entscheid aber bei der Beratung der Kunden eine weitere Dimension hinzugekommen.»

Fazit des Abends: Der starke Franken stellt die Schweizer Wirtschaft vor grosse Herausforderungen. Es wird für alle anstrengender. Die Redner zeigten sich aber sanft optimistisch, dass die Schweiz gestärkt daraus hervorgeht.


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