Der Fricktaler Skirennfahrer

  23.04.2015 Jugend, Persönlich, Sport, Ueken, Oberes Fricktal, Porträt

Um 5 Uhr morgens klingelt der Wecker. Als erstes geht Simon Heinzmann nach draussen, um ein paar Lauf- und Mentalübungen zu machen. Danach frühstückt er und fährt um 6 Uhr los, in die Berge. Von 8 bis 12 Uhr trainiert er auf der Piste mit seinem Trainer und absolviert zehn bis 15 Läufe. Nach dem Mittagessen bleibt Zeit zum Erholen. Aber nicht lange, danach wartet die Materialpräparation. Um 17 Uhr folgt ein zweistündiges Konditionstraining. Nach dem Nachtessen widmet er sich der Tagesanalyse mittels Videoaufnahmen. Um 22 Uhr schliesslich muss er noch für die Schule arbeiten, weil er einen ganzen Schultag verpasst hat. So sieht ein Trainingstag des 19-jährigen Kanti-Schülers aus. «Man ist Service-Mann, Athlet und Konditionstrainer in einem», sagt Heinzmann. «Im Winter stecke ich mehr in Skischuhen, als in normalen Schuhen», sagt er lachend.

Wer im Skirennsport etwas erreichen will, braucht viel Ausdauer, Ehrgeiz und obendrein Beziehungen, um gute Skis zu erhalten. Das grösste Problem ist für Heinzmann derzeit jedoch finanzieller Natur. Will er im Rennsport weiterkommen, schafft er das nicht ohne einen grösseren Sponsor. Die Auslagen für das Material steigen. «Der Skirennsport ist wohl eine der härtesten Sportarten, um sich durchzusetzen», schätzt Heinzmann.

Berge und Skis gleich Freiheit

Heinzmann lebt in Ueken, wo er aufgewachsen ist, mit seiner Mutter und seinen beiden kleinen Schwestern. Sein Heimatort ist Visp. Er hat noch Verwandte im Wallis und ging früher oft dorthin, um Ski zu fahren. Heinzmann ist mit drei Jahren erstmals auf Skis gestanden. «Ich war schon als kleines Kind am liebsten auf dem Berg. Ich bin immer mit der ersten Gondel hoch und mit der letzten Gondel runter gefahren», erinnert sich Heinzmann. Die Berge, die Skis und er, das bedeutet für ihn Freiheit. «Wenn ich bei einem Rennen oben am Hang stehe, gibt es nichts, das ich lieber tun würde», erklärt er.

Mit acht Jahren wurde er im Skirennsport gefördert und trainierte bis er zehn Jahre alt war im Skiclub in Engelberg. Die folgenden zwei Jahre war er im Aargauer Ski-Kader. Danach folgte der Unterbruch. Als er zwölf Jahre alt war, zog er mit seiner Familie für drei Jahre nach Singapur. «Ich hatte gerade angefangen, Rennen zu gewinnen. Nun musste der Rennsport pausieren», bedauert Heinzmann. Als er wieder zurückkam, erhielt er aber nochmals eine Chance im Kader. Später bekam er eine Position beim Schweizerischen Akademischen Skiclub (SAS). Dieser fördert den Skisport unter Studenten. Beim SAS ist er jetzt seit vier Jahren. Vor zwei Jahren ging er für ein Austauschjahr nach Neuseeland. Er wohnte in Wanaka auf der Südhalbinsel, in unmittelbarer Nähe der Skiresorts. «Ich war ständig auf dem Berg und habe viel gelernt. Das hat mir einen Schub gegeben», blickt er zurück. Durch seinen Aufenthalt auf der Südhalbkugel konnte Heinzmann drei Saisons am Stück fahren. «Das habe ich gebraucht, um die drei Jahre Asien aufzuholen», erklärt er.

Seine Paradedisziplinen sind der Slalom und der Riesenslalom. Diese Saison verzeichnete er seinen bisher grössten Erfolg: Der Ueker gewann den Arnold Lunn Cup. Dies ist sozusagen der Weltcup der Amateure. Die Skiwettkämpfe dienen der Förderung des internationalen alpinen Amateurskirennsportes und sollen vor allem auch Sportler aus Alpen fernen Ländern die Möglichkeit zu einem ständigen Leistungsvergleich auf internationaler Ebene bieten.

Ein Traum geht in Erfüllung

Die Saison ging Anfang letzter Woche zu Ende. Heinzmann blieb aber nur kurze Zeit, sich zu regenerieren. Bereits gestern Mittwoch begann für ihn die neue Saison. Im Sommer schliesst er die Kantonsschule in Aarau ab. Danach will er mindestens zwei Jahre auf den Profi-Sport setzen. «Damit geht ein Traum in Erfüllung», sagt er. Sein Ziel ist es, nächstes Jahr in den Top 50 der Schweizer Skirennsportler zu gelangen. 2017 findet in Kasachstan die Universiade statt – das sind die Olympischen Spiele der Studenten. Heinzmanns Ziel ist, dort eine Medaille zu holen. «Das würde zeigen, dass ich mit dem B-Kader von Swiss Ski mithalten kann», erklärt er.

Heinzmann weiss aber, dass zum Skirennsport auch Glück und Pech dazugehören. Deshalb hat er auch einen Plan B, wenn es mit dem Spitzensport nicht klappt: «Ich will Medizin studieren und Menschen helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und Sportlern, dass sie weitermachen können», sagt er. Zwei Jahre als Profi sind geplant. Danach will er Bilanz ziehen und wenn es gut läuft, weiter machen. «Wenn es nicht klappt, weiss ich, dass ich alles getan habe, was ich konnte», erklärt er. Müsste er aber jetzt wegen einer Verletzung aufhören, wäre er enttäuscht, «weil ich nicht alles ausgereizt hätte.» Heinzmann ist aber zuversichtlich.

Er bewundert die Schweizer Skisportler Didier Cuche und Carlo Janka, aber am meisten beeindruckt ihn Bode Miller. «Weil er den Mut hatte, etwas anders zu machen und damit erfolgreich war».


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