«Es gefällt mir, dass das Dorf lebt»

  26.02.2015 Gansingen, Jugend, Politik, Oberes Fricktal, Gemeinden, Gemeindeversammlung

Severin Senn studiert Architektur im letzten Semester an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Muttenz. Unweit vom Campus in einem Café erklärt er bei einer Cola, wieso er Gemeinderat werden will.

Senn hat seine Ausbildung zum Hochbauzeichner beim Büro Bäumlin und John in Frick gemacht. Dort hat er auch während des Studiums in den Semesterferien weiter gearbeitet. Bald macht er seinen Abschluss, Zeit für eine neue Herausforderung – diesmal in der Lokalpolitik.

Der Vereinsmensch

Senn ist in Gansingen aufgewachsen. Er hat eine Schwester, die drei Jahre älter ist. Während des Studiums ist er für zwei Jahre in eine WG in Muttenz gezogen. «Das war schwierig, da ich in vielen Vereinen bin in Gansingen». So beschloss er, wieder zurück in sein Dorf zu ziehen.

Seit über zehn Jahren ist der 24-Jährige Goalie im Unihockey. Aktuell spielt er in der 1. Liga der Wild Goose Wil-Gansingen. Es ist die höchste Liga im Unihockey Kleinfeld. Senn steht aber nicht nur im Tor, sondern auch auf dem Feld. Im 4. Liga-Team des Vereins ist er Spielertrainer. «Tore schiessen macht schon auch Spass», sagt er lachend.

Während im Winter die Unihockeysaison aktuell ist, ist es im Sommer die Leichtathletik im Turn- und Sportverein Gansingen. Senn ist Jugileiter. Als nächster grosser Wettkampf steht das Regionalturnfest in Stein im Juni an. Es macht ihm Spass mit den Kindern und Leitern zusammen zu arbeiten. Überhaupt schätzt er das Vereinsleben sehr: «Die Vereine im Dorf sind viel wert. Es geht um den Sport aber auch um Geselligkeit und Freundschaften», sagt Senn. Er ist auch in der Jugendgruppe Gansingen/Oberhofen dabei. Sie besteht aus Schulabgängern, die nach der Schulzeit den Kontakt weiterpflegen wollen. Die Jugendgruppe organisiert jeweils auch den Brauch des «Pfingstsprützlig».

Der Baumensch

Senn ist in Gansingen und im Fricktal zuhause. Einmal würde er aber gerne Chicago sehen. Es würde ihn reizen, eine Sprachschule zu besuchen und zu reisen. «Die Stadt ist voller Sport und Kultur», schwärmt er.

Beruflich will er aber nach dem Studium in der Region bleiben. Eigentlich wollte er nach dem Abschluss, die Bauleiter-Schule absolvieren. Da er nun aber für den Gemeinderat kandidiert, verschiebt er dies auf später.

An seinem Job liebt er die Vielfalt. Ein Projekt für eine Villa sei genauso interessant, wie für ein Mehrfamilienhaus, einen Industriebau oder einen öffentlichen Bau. In Gansingen sind derzeit drei Bauprojekte für Mehrfamilienhäuser am Laufen oder in Planung (die NFZ berichtete). Senn hat selber schon Baugesuche in Gansingen eingereicht und kennt die Arbeit der Baukommission somit von der anderen Seite. Mehr neue Einwohner findet er positiv für die Vereine. «Es gefällt mir, dass das Dorf lebt und nicht am Aussterben ist.»

Im August feiert Gansingen das 775-Jahr-Jubiläum. Senn ist ebenfalls im Einsatz. Der TSV Gansingen  stellt mit 600 Sitzplätzen die grösste Beiz am Dorffest.

Der Jungpolitiker

Für den Gansinger Gemeinderat wurde lange ein Kandidat für die Nachfolge von Dölf Erdin gesucht (die NFZ berichtete). Erdin, der die Ressorts Bauwesen, Raumordnung, Strassen und Plätze betreut, wird nach zehn Jahren per Juni 2015 aus beruflichen und privaten Gründen zurücktreten. «Ich habe viele Personen angefragt», erklärte Erdin. Er ist froh, dass mit Severin Senn ein Kandidat gefunden werden konnte.

Der berufliche Hintergrund von Severin Senn ist die Hauptmotivation für seine Kandidatur: «Das Ressort interessiert mich.»  

Er ist sich bewusst, was für einen Aufwand das Amt mit sich bringt. Er könnte sich vorstellen auch 80 Prozent statt 100 Prozent zu arbeiten, um genügend Zeit für sein Amt zu haben. «Es kann auch eine Bereicherung sein für die Firma», ist Senn überzeugt. «Es muss einfach mit dem Arbeitgeber geregelt sein.»

In Gansingen gibt es zwei Ortsparteien, die CVP und die SVP. «Ich war noch nie in einer Partei und fühle mich auch keiner zugehörig», sagt Senn. Wo er sich politisch einordnet, käme immer auf die Fragestellung an. Im Bauwesen interessieren in «grüne» Themen, wie beispielsweise ein nachhaltiges Bauen. Ansonsten würde er sich eher der bürgerlichen Seite zuordnen.

Wird er gewählt, wäre er mit Abstand der Jüngste im Gemeinderat. Dass er damit junge Leute ansprechen kann, hat er bereits festgestellt. Nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur habe er Feedback von jungen Leuten erhalten, die auf einmal Interesse an der Lokalpolitik zeigten, weil jemand jüngeres dabei ist.

Die Urnenwahl findet am 8. März statt. Ein anderer Kandidat ist bisher nicht bekannt. Wird Senn gewählt, will er am Anfang vor allem zuhören: «weil ich jung bin und neu wäre», erklärt er. Er hätte aber keine Hemmung, seine Meinung zu äussern.

Die Cola ist leer, draussen ist es dunkel. Senn bricht auf, nochmals kurz zurück an die Fachhochschule für eine Gruppenarbeit.


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