Ein Stück Erdgeschichte für die Steinstösser

  26.02.2015 Herznach, Wallbach, Sport, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Ammoniten sind Weichtiere, Kopffüsser, eine Art Tintenfisch, die ausschliesslich im Meer gelebt haben. «Man geht davon aus, dass die Nordwestecke der Schweiz im Verlauf von Jahrmillionen 25 bis 30 mal vom Meer überflutet war», erzählt Mario Henzi. Als sich das Meer zurückzog, sanken die Meeresbewohner in die Sedimente (Ablagerungsgesteine) ab und versteinerten bei der Austrocknung. Henzi schreitet durch sein Kabinett am Finstergässli in Wallbach. Immer wieder bleibt er vor einem Regal stehen, nimmt einen Stein in die Hand und erzählt. Von Ausgrabungen in Liesberg, auf dem Hübstel ob Ueken, in Wittnau und in der Tongrube Gruhalde in Frick. Er erzählt von seinem allersten Fund als Siebenjähriger beim Grasen auf einem Landstück in Bärschwil. «Ich glaubte damals lange Zeit, ich hätte einen Diamanten gefunden. Ich konnte damit Glas schneiden. Später wusste ich dann, dass es ein Feuerstein war. Das ist lange her», sagt Henzi, inzwischen 75 Jahre alt und seit über 45 Jahren leidenschaftlicher Sammler von Fossilien und Mineralien, mit Blick auf seine beiden jungen Besucher.

 

OK in zehn Minuten zusammengestellt

Auch die sind Steinen zugetan, allerdings in einer ganz anderen Weise und ihr Favorit ist der Alpenkalk. Simon Hunziker ist amtierender Schweizer Meister im Steinstossen und zwar in allen drei Gewichtskategorien (12,5 kg/18kg/40kg). Marco Leimgruber ist Geräteturner und Steinstösser und beide zusammen sind sie im 14 Personen umfassenden Organisationskomitee für die Steinstoss Schweizer Meisterschaft am 12. September in Herznach. Hunziker ist OK-Präsident, Leimgruber zuständig für Preise und Pokale. Keine zehn Minuten habe es vor zwei Jahren gedauert, bis das OK zusammen gestellt gewesen sei, erzählen die beiden. Eine Begeisterung, die den ganzen Verein erfasst hat. Acht Sitzungen hat das OK bereits hinter sich. Hunziker: «Wir liegen zeitlich gut drin, auch dank der Tatsache, dass wir zu Beginn innert nur gerade drei Wochen die Hauptsponsoren gefunden haben. Und mit Rainer Benz aus Frick haben wir auch in kurzer Zeit das passende Logo erarbeitet.»  Der Sport- und Turnverein (STV) befindet sich überhaupt in einer beneidenswerten Lage. «Wir haben so viele Mitglieder wie noch nie, wir haben genug Leiter und wir haben extrem viele Junge im Verein», bestätigt Leimgruber. 65 Geräteturner und 15 Steinstösser – insgesamt 78 Aktive. «Ich habe vor rund 15 Jahren mit Steinstossen angefangen», erzählt der 33-jährige Hunziker. «Bis vor sieben Jahren war ich allein, dann plötzlich fing einer nach dem anderen mit Steinstossen an.»

 

Erfolg der motiviert

Zu einem Teil ist es sicher der Erfolg von Hunziker, der Junge in den Verein zieht, dieses Phänomen kennt auch Simon Hunziker selber: «Mein Vorbild im STV war damals Guido Acklin. Ich wurde deswegen nicht Bobfahrer, aber ich habe gesehen, dass man im Sport etwas erreichen kann». Acklin wurde 1994 Olympiazweiter in Lillehammer.

Mario Henzi freut sich sichtlich am Erfolg der Herznacher, war er doch einst ebenfalls aktiver Turner und Präsident des TV Wallbach. In diese Zeit fallen auch seine Ferienreisen nach Brasilien und Uruguay. Wunderschöne Kristalle hat er dort ausgegraben – mit der nötigen Bewilligung versteht sich. Eine 400 Kilo schwere Amethyst-Geode (rundlicher Hohlraum im Gestein gefüllt mit fossiler oder mineralischer Substanz) ist im Kabinett zu bewundern. Doch zurück nach Herznach. Dort im Bergwerk haben auch Hunziker und Leimgruber schon Ammoniten gefunden. Ein Fest, das in die Geschichte eingeht, will das OK dem Dorf und den Gästen am 12. September bieten, mit Pokalen, die selber schon längst Geschichte sind – Erdgeschichte.


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