Gewerbe sieht starken Franken als Herausforderung

  22.01.2015 Finanzen, Rheinfelden, Wirtschaft, Oberes Fricktal, Unteres Fricktal

Ende der letzten Woche war es nicht einfach, bei den Bancomaten in Rheinfelden Euros zu beziehen. Am Samstagnachmittag waren die meisten leer. Die Aufhebung des Mindestkurses von 1,20 Franken hat offenbar viele Leute dazu bewogen, sich mit den billigen Euros einzudecken. Welche Auswirkungen das auf die Geschäfte und Betriebe in der Region haben wird, lässt sich derzeit noch nicht abschliessend sagen. Die Unsicherheit ist aber gross.

«Das ist ein Schock. Haben wir uns doch erst gerade mit dem Kurs von 1,20 Franken abfinden müssen», erklärt Marco Veronesi, Präsident des Rheinfelder Detaillistenvereins «Pro Altstadt» und Inhaber eines Optikergeschäfts in der Marktgasse. «Es nützt aber nichts, sich lange um das Warum zu kümmern. Wir müssen akzeptieren, dass die Schweiz zurzeit wohl die stabilste Wirtschaft hat und die Eurozone kränkelt. Deshalb müssen wir uns weiter auf unsere Tugenden konzentrieren und mit diesen unsere Kunden auch in Zukunft überzeugen», so Veronesi.

Er geht davon aus, dass der ganze Detailhandel die Auswirkungen zu spüren bekommen wird. In seiner Branche seien schnelle Preissenkungen nicht so einfach möglich: «Unsere Einkaufspreise basieren auf einem Kurs von 1,20 Franken. Bei Lagerware können wir nicht einfach den Preis anpassen», führt er aus. Mittelfristig werde man mit den Lieferanten über die Einkaufspreise verhandeln müssen und dann den Preisvorteil für Waren aus dem Euroraum an die Kunden weitergeben. Das könne aber zur Folge haben, dass die Margen kleiner werden und der unternehmerische Spielraum schrumpfe. In welchen Bereichen sonst noch Kosten reduziert werden können, müsse jedes Unternehmen für sich analysieren.

«Es wird auf jeden Fall wieder eine grosse Herausforderung für uns werden. Ich bin aber überzeugt, dass wir auch diese mit Flexibilität und Innovation meistern werden, so wie wir schon aus vielen Krisen gestärkt herausgekommen sind», so Veronesi.

 

«Enorme Anstrengungen»

Für Fritz Gloor, Präsident des Gewerbevereins Rheinfelden, kommt der Entscheid der Nationalbank, den Euro-Mindestkurs aufzugeben, nicht völlig überraschend. «Dass es so kommen wird, damit hat man sich schon einige Zeit beschäftigt. Es wurde auch öffentlich darüber diskutiert. Dass es jetzt so schnell geht, damit haben aber wohl die wenigsten gerechnet.»

Welche Folgen dies haben werde, sei derzeit schwierig abzuschätzen. «Für das einheimische Gewerbe ist es im Moment vielleicht noch nicht so schlimm. Es wird sich zeigen, ob bei einem tiefen Kurs mehr ausländische Firmen versuchen werden, den Schweizer Markt zu bearbeiten.» Grössere Probleme sieht er bei Schweizer Betrieben, die im Export tätig sind: «Für sie wird es sicher schwieriger und es wird teilweise enorme Anstrengungen benötigen, um das Schiff über Wasser zu halten.» Es sei nicht ausgeschlossen, dass es zu Entlassungen oder im schlimmsten Fall zu Schliessungen von Firmen kommen kann. Gloor hofft, dass sich der Eurokurs auf einem höheren Niveau als derzeit einpendeln wird.


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